Heute zünden wir die vierte Kerze an und sind mit Maria und Josef in Bethlehem angekommen.
Verschlossene Türen
In jener Zeit befahl der römische Kaiser Augustus: „Alle Einwohner in meinem Reich müssen sich zählen lassen.“ Da mussten alle Menschen an ihren Geburtsort reisen, um sich dort in Steuerlisten eintragen zu lassen. Dies geschah zum ersten Mal. Auch Josef brach auf nach Bethlehem, denn er war dort geboren. Maria ging mit ihm. Der Weg war beschwerlich, denn sie war hochschwanger. Als sie in Betlehem angekommen waren, kam die Zeit der Geburt. Maria und Josef brauchten eine Unterkunft. Doch die Stadt war überfüllt. Niemand wollte sie hereinlassen und es war kein Bett für sie frei. Nur ein verlassener Stall.
Heute klingt in der Bibelgeschichte wenig von der Freude der vergangenen Wochen in unseren Ohren. Der Weg von Nazareth nach Bethlehem ist beschwerlich. Und vor allem weit. Google Maps weiß, dass es über 150 km sind. 33 Stunden Fußmarsch, eher mehr, und das kurz vor der Geburt. Endlich am Ziel angelangt gibt es kein Zimmer für sie. Noch nicht mal ein Bett. Hätten die Leute gewusst, wer da erschöpft an ihre Tür anklopft und um eine Unterkunft bittet, hätten sie wohl ganz anders reagiert. Die zukünftige Mutter des Messias, des Befreiers, auf den das Volk Israel schon so lange wartet. Da wäre keine Tür verschlossen geblieben. Doch es ist keine Königin, die kommt. Gott ist im Kleinen, im Unscheinbaren. Ist uns das auch schon passiert, dass wir unsere Türen zugemacht haben? Jemanden außen vor gelassen haben? „Nein, du darfst nicht mitspielen!“ „Hier ist schon besetzt!“ „Das sind meine Bonbons!“ Oder auch „Das Boot ist voll!“ Ist uns immer klar, wen wir damit ausschließen, wenn wir den Schwachen und Unscheinbaren nicht einlassen? Türen auf, heißt es deshalb heute. In dem Türschild, das „Herzlich willkommen“ sagt anstelle von „Bitte nicht stören“. Und in unserem Lied. „Macht die Türen auf, macht die Herzen weit“, singen wir dort.